Moisés dos Santos Corrêa forscht als Humboldt-Stipendiat am LIN
Mit Erinnerungen, die unter dem Einfluss von Stress oder Angst entstanden sind, hat sich Dr. Moisés dos Santos Corrêa in den vergangenen Jahren an der Universität in São Paulo beschäftigt. Nun forscht der Brasilianer seit April am Leibniz-Institut für Neurobiologie (LIN) Magdeburg zum Sozialverhalten von Mäusen. Er möchte herausfinden, inwiefern Stress die Hilfsbereitschaft der Tiere beeinflusst und welche neuronalen Schaltkreise in ihrem Gehirn daran beteiligt sind. Finanziert wird sein Aufenthalt durch ein Stipendium der Alexander-von-Humboldt-Stiftung.
Nach einem zweimonatigen Sprachkurs in Berlin ist Moisés dos Santos Corrêa nun in Magdeburg angekommen und kann mit seinem Forschungsprojekt beginnen: „Ich bin schon sehr gespannt auf die Ergebnisse und auf den Erfahrungsaustausch. In meiner Doktorarbeit habe ich untersucht, wie sich Erinnerungen durch Stress über die Zeit verändern und welche Hirnareale bei deren Abruf involviert sind.“ Dabei konnte der Neurowissenschaftler feststellen: Erinnerungen werden mit der Zeit immer ungenauer und sie können durch bestimmte Auslöser, so genannte Trigger, dramatisiert werden und zu einem Angstgedächtnis führen. „Das spielt vor allem bei Erinnerungen, die mit Stress oder traumatischen Ereignissen zusammenhängen, eine große Rolle.“
In der Forschungsgruppe „Kognition und Emotion“ von Dr. Sanja Bauer Mikulovic wird sich der 36-Jährige in den kommenden zwei Jahren mit dem Sozialverhalten von Mäusen beschäftigen. Das Team untersucht unter anderem, welche neuronalen Schaltkreise prosoziales Verhalten steuern und wie Stress und Angst diese beeinflussen. „Es ist bei den Nagern wie bei uns Menschen: Manche wollen anderen einfach nicht helfen und nett sein. Wir wollen herausfinden, warum das so ist. Und wir hoffen die Nervenzellen zu identifizieren, die dafür verantwortlich sind“, so Bauer Mikulovic.
Im LIN leben die Nager in einer Mäusestadt zusammen. Moisés dos Santos Corrêa lässt sie für seine Forschung Verhaltensaufgaben durchführen. „Ich möchte schauen, wie hilfsbereit die Tiere sind und ob sie es auch unter dem Einfluss von Stress bleiben. Die Nervenzellen, die an diesen Prozessen beteiligt sind, wollen wir mit einem Bildgebungsverfahren direkt bei den wachen Tieren in ihrer natürlichen Umgebung erforschen.“
Dabei untersuchen die Forschenden zum Beispiel den Hippocampus und die Amygdala – Teile des Gehirns, die nicht nur bei Lernprozessen beteiligt sind, sondern auch bei der Bildung von Emotionen. Und sie beschäftigen sich mit einem Netzwerk, das mit emotionalen und sensorischen Reizen in Verbindung gebracht wird – dem Salienz-Netzwerk. Es ist für die psychische Gesundheit enorm wichtig.
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung vergibt dieses prestigeträchtige Forschungsstipendium an überdurchschnittlich qualifizierte Forschende aus der ganzen Welt.