Die Neurobiologie der Empathie
ERC Starting Grant für Sanja Bauer Mikulovic
Europas höchste Forschungsförderung für mutige Ideen
Sanja Bauer Mikulovic erhält einen ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats. Die Auszeichnung gilt als das renommierteste Förderinstrument für junge Spitzenforscher:innen in Europa – nur rund 12 Prozent der Anträge sind erfolgreich.
Mit rund 1,5 Millionen Euro unterstützt der ERC nun ihr Projekt, das mutig ist, aber ein enormes Erkenntnispotenzial hat. Für Sanja Bauer Mikulovic bedeutet das: fünf Jahre Freiheit, um ihrer besonderen Forschungsfrage nachzugehen.

Die Forschungsfrage
Warum helfen manche – und andere nicht?
Warum zeigen manche Menschen Empathie, während andere sie selbst in Extremsituationen vermissen lassen?
Die Hypothese von Bauer Mikulovic: Empathielosigkeit könnte ein neurobiologisch lösbares Problem sein.
"Befreiungszellen" im Gehirn
Ihr Team konnte in Experimenten zeigen: Mäuse helfen Artgenossen in Not. Dabei werden im Hippocampus spezielle Nervenzellen aktiv, die Bauer Mikulovic „Befreiungszellen“ nennt. Je häufiger geholfen wird, desto stärker vernetzen sich diese Zellen – Helfen wird wahrscheinlicher.
Doch rund fünf Prozent der Tiere helfen nie. Ein Befund, der an den Anteil von Menschen erinnert, deren Empathiefähigkeit gestört ist.
Ziele des ERC-Projekts
Mit der Förderung will Bauer Mikulovic systematisch erforschen:
welche Schaltkreise im Gehirn Empathie steuern,
wie kognitive und emotionale Bereiche zusammenarbeiten,
welche Rolle Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin, Noradrenalin und Oxytocin spielen,
wie Empathie in Mausmodellen für Autismus und Psychopathie verändert ist,
und ob Empathie durch gezielte Eingriffe in Nervenzellen oder Neurotransmitter gestärkt werden kann.

„Mich bewegt die Frage, warum wir einander helfen – und warum manche keine Empathie zeigen. Wenn wir die Schaltkreise im Gehirn verstehen, können wir Wege finden, Mitgefühl gezielt zu stärken.“
— Sanja Bauer Mikulovic
Zur Person
Sanja Bauer Mikulovic ist Neurowissenschaftlerin mit einem internationalen und interdisziplinären Werdegang. Geboren und aufgewachsen in Serbien studierte sie Biomedizintechnik in Wien, bevor sie an der Universität Uppsala in Schweden in Neurowissenschaften promovierte. Dort begann sie, die Rolle des Hippocampus bei Gedächtnis und Emotion zu erforschen. Anschließend forschte sie als Postdoktorandin am Karolinska Institutet in Stockholm und am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen in Bonn.
Seit 2021 leitet sie am LIN in Magdeburg die Forschungsgruppe Kognition & Emotion, in der sie die Verbindung zwischen Denken und Fühlen untersucht. Ihre Arbeiten verbinden modernste Methoden der Bildgebung, Elektrophysiologie und Verhaltensforschung – und haben bereits international Aufsehen erregt.
Für ihre Forschung wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Leibniz Best Minds Award. 2023 wurde sie zudem in die Junge Akademie der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina berufen. Neben ihrer Forschung engagiert sie sich in der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Der ERC Starting Grant
Der ERC Starting Grant des Europäischen Forschungsrats gilt als höchstes Gütesiegel für exzellente Forschung in Europa. Er richtet sich an herausragende Nachwuchswissenschaftler:innen, die den Sprung in die wissenschaftliche Unabhängigkeit wagen. Gefördert werden visionäre Projekte, die neue Wege eröffnen können. In diesem Jahr gingen europaweit knapp 4.000 Anträge ein – nur etwa zwölf Prozent wurden bewilligt. Sanja Bauer Mikulovic gehört nun zu diesem kleinen Kreis von Ausgezeichneten. Für sie bedeutet der Grant rund 1,5 Millionen Euro Förderung über fünf Jahre.
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↗ Bild zum Download: Sanja Bauer Mikulovic im Labor © Tobias Kruse/OSTKREUZ
↗ Bild zum Download: Porträt Sanja Bauer Mikulovic © Tobias Kruse/OSTKREUZ
↗ Pressemitteilung des European Research Council
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Kontakt:
Ulrike Papajewski
presse@lin-magdeburg.de
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